Montag, 2. Oktober 2017

Rückblick auf die DeGEval-Jahrestagung 2017. Teil 3

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war die Nutzung von ex-ante Ansätzen in der Evaluation. Im Bereich der Technologie-  und Innovationspolitik kommen solche Ansätze hier in der Regel nur gemeinsam mit ex-post Evaluationen vor, um den Übergang von einem Programm in das Nachfolgeprogramm zu gestalten. Der erste Beitrag der Session B3 "ex-ante Evaluation: Wann gelingt der Blick in die Zukunft" von Stefan Silvestrini berichtete von einer ex ante Evaluation im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit.

Aus seiner Sicht ist eine wesentliche Funktion solche ex-ante Evaluationen, potentielle Wirkungen zu einem frühen Zeitpunkt abzuschätzen, für die weitere Programmumsetzung ein Monitoringsystem zu entwickeln und die Steuerungsfähigkeit bei der Programmumsetzung insgesamt zu erhöhen. Um ein besseres Gefühl für die spätere Umsetzung zu bekommen, werden z.b. Wirkmodelle eingesetzt, Szenarios entwickelt oder eben Indikatoren definiert, um bestimmte, antizipierte Entwicklungspfade nachzuverfolgen. Letztlich dienen ex ante Evaluationen auch dazu, spätere begleitende oder ex post Evaluationen vorzubereiten. Silvestrini machte auch deutlich, dass ex-ante Evaluationen nur sehr selten nachgefragt werden, weil der Aufwand doch nicht unerheblich und der Mehrwert für potentielle Auftraggeber scheinbar oft nicht ersichtlich ist. Auch bekommen Evaluatoren kaum eine Rückmeldung darüber, inwieweit die Ergebnisse einer ex ante Evaluation in der Praxis tatsächlich für die Steuerung nutzbar waren bzw. inwiefern die Szenarien auch tatsächlich eingetreten sind. Aber dies ist eine Erfahrung, die für Evaluationen generell gilt.

In der Diskussion wurden eine Reihe alternativer Ansätze angesprochen, die statt ext ante Evaluation zum Einsatz kommen. So gehen viele Programmverantwortliche davon aus dass ihr Erfahrungswissen eine implizite Abschätzung potentielle Wirkungen bereits ausreichend zulässt, zudem nutzen Pogrammverantwortliche für das Design von neuen Fördermaßnahmen in der Regel Standardverfahren und sind an neuen Konzepte nur mäßig interessiert. Schließlich ersetzen gezielte Studien zu Ausgangssituationen und Szenarien echte ex ante Evaluationen. Angesprochen wurde in der Diskussion auch risk assessment als eine mögliche Philosophie aus dem Bereich der Technikfolgenabschätzung, um Funktionen einer ex-ante Evaluation zu übernehmen.

Nicht diskutiert, aber häufige Praxis im Bereich der Forschungs- Technologie- und Innovationspolitik sind Pilotphasen, die gewissermaßen experimentell neue Ansätze erproben und mit Evaluationen dieser Phase auch systematisch auswerten. Aufbauend auf den Ergebnissen solche Pilotphasen werden dann größer skalierte Maßnahmen konzipiert. Eine interessante Alternative wurde im vergangenen Jahr auf der European Evaluation Society Konferenz berichtet, nämlich das Vorgehen in Großbritannien, kleinere Evaluations-Machbarkeitsstudien auszuschreiben, um die spätere Evaluierbarkeit neuer Maßnahmen frühzeitig zu überprüfen und entsprechende Indikatoren zu definieren.

Fazit dieser Session, in der darüber hinaus von Lennart Bentfeldt-Huthmann über die Erfahrungen einer internen Evaluation der verschiedenen Maßnahmen der GIZ zu Flucht- und Migrationsvorhaben berichtet wurde: ex-ante Evaluationen sind ein möglicher von vielen Ansätzen, um die Planung neuer Fördermaßnahmen systematisch vorzubereiten, Indikatoren zu entwickeln und Wirkmodelle zu erstellen. Ex-ante Evaluationen werden heutzutage nur wenig genutzt, im Moment ist nicht absehbar, dass sich dies entscheidend ändern wird.

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