Sonntag, 12. Juni 2016

Warum Evaluationsstudien andernorts breiter sind

Bereits auf dem Frühjahrstreffen des AK FTI hatte ich über Projektträger in anderen europäischen Ländern und ihre Evaluationsstudien berichtet. Ich habe in den letzten Monaten an einigen internationalen Workshops teilgenommen, auf denen Projektträger über ihre Erfahrungen bei impact assessment und Programmevaluation berichtet haben. Zum einen waren dies Veranstaltungen des europäischen Projektträger-Netzwerks TAFTIE, zum anderen Veranstaltungen der Europäischen Kommission zum gegenseitigen Lernen der Mitgliedstaaten im Bereich Innovationspolitik (mutual learning exercise).

Aufgefallen ist mir, dass Evaluationsstudien in diesen Ländern konzeptionell zum Teil deutlich anders aufgestellt sind als in Deutschland. Während hierzulande der Untersuchungsfokus ausschließlich auf einem einzigen Programm liegt und dieses in der Regel auch noch nicht beendet ist, wenn die Evaluation erfolgt, sind die Perspektiven in anderen Ländern deutlich breiter. Da werden zum Beispiel mehrere Programme in Hinblick auf die Wirkung auf eine spezifische Zielgruppe miteinander verglichen. Auch wird der Erfolg der geförderten Projekte mit deutlichen zeitlichen Abstand gemessen. Auf den genannten Veranstaltungen wurden eine Reihe interessanter Studien vorgestellt, die aber in der Regel leider nicht frei veröffentlicht sind. Gute Beispiele lassen sich aber zum Beispiel in diesem Reader von DASTI, der dänischen Innovationsagentur finden, oder auch in dieser TEKES-Publikation.

Interessant fand ich auch die Diskussion um einen stärker systemischen Blick auf die Förderung von Innovationsprozessen in Unternehmen. Aus der Perspektive von Unternehmen stellen spezifische Förderprogramme nur eine von mehreren Möglichkeiten da, ihre Innovationsprozesse zu realisieren. Es gibt für sie meist eine gewisse Auswahl an Fördermöglichkeiten auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene. Und natürlich können Innovationsprojekte auch mit eigenen Mitteln realisiert werden.

Solche Ansätze und Diskussionen finden in der deutschen Evaluationswirklichkeit kaum statt. Da praktisch ausschließlich Einzelprogramm-Evaluationen von den Programmverantwortlichen in den Ministerien initiiert werden, sind solche Fragestellungen wenig präsent. Übergreifende Innovationsstudien werden praktisch nicht beauftragt. Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), die quasi als einzige übergreifende Innovationsstudien beauftragt, hat eine andere Perspektive.

Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Situation in Österreich etwas besser aussieht, da Organisationen wie die FFG oder auch die anderen Akteure der fteval eine etwas breitere Perspektive auf das Gesamtsystem haben und entsprechende Studien auch bisweilen beauftragen.

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