Montag, 26. September 2016

DeGEval Jahrestagung 2016: Session "Zur Nutzung und Nützlichkeit von FTI-Evaluationen in Österreich"

Schwerpunkt dieser Session waren aktuelle Studien, Berichte und Präsentationen zur Nutzung von Evaluationen im Politikfeld FTI in Österreich.
Katharina Warta von technopolis berichtete aus einer Kurzstudie zur Plattform fteval, in der die wichtigsten Innovationsakteure und Evaluatoren Österreichs zusammengeschlossen sind. Die Plattform existiert seit 1996, aus deutscher Perspektive eine beeindruckende Struktur der Kooperation, die ein wenig neidisch macht.
Spannend fand ich die Beschreibung, wie in der Gründungssituation ein echter Aufbruchsgeist zur Verbesserung der Evaluationskultur in Österreich geschaffen wurde. Interessant war auch die Beschreibung, dass die Plattform heute vielfach den sehr beeindruckenden Status Quo wahrt, aber noch zu wenig innovativ nach vorne schaut. Insgesamt war die Diskussionszeit in dieser sehr Inhalt reichen Session zu kurz bemessen. Gern hätte ich gefragt, warum nicht auch Innovationsstudien jenseits von Evaluationen zum Kerngeschäft der fteval gemacht werden, da der sektorspezifische Focus aus meiner Sicht dies sehr nahe legt. Auch wäre eine Diskussion spannend gewesen, warum ist in Österreich zur Gründung dieser Plattform kam, in Deutschland aber nicht.
Günther Landsteiner präsentierte zu einer Metaevaluation im Auftrag des Rat für Forschung und Technologieentwicklung zur Evaluationspraxis im Politikfeld FTI, die den Zeitraum 2003 bis 2014 abdeckt. Im Fokus der Untersuchung stand die Nützlichkeit von Evaluationen, hier definiert als Nutzenpotenzial. Die Studie zeigte unter anderem, dass insbesondere die Glaubwürdigkeit der Evaluatoren und Evaluatorinnen ein wichtiger Faktor zur Steigerung des Nutzens ist. Die Wahl der Methoden hingegen spielte eine untergeordnete Rolle, obgleich Methoden Diskussionen unter Evaluatorin ziemlich weit oben stehen. Spannend fand ich auch die Frage, ob eher das Lernen aus den Ergebnissen einer Einzelevaluation vorherrscht oder ob es doch das kumulative, indirekte Lernen aus vielen Evaluationen ist, das am Ende das Handeln der Akteure beeinflusst.
Jürgen Streicher von Joanneum Research schließlich untersuchte in der Präsentation seiner Dissertation den Nutzen und die Nützlichkeit von Evaluationen, und zwar aus Perspektive der beteiligten Akteure und ihres institutionellen Kontexts. Als ein wichtiger Faktor zur Nutzung von evaluation Inland Jürgen Streicher die Formulierung einer gemeinsamen Sichtweise, eines gemeinsamen Verstehens der untersuchten Prozesse. Am Ende seines Vortrags warf er die Frage auf, ob noch mehr Evaluationen auch zu noch mehr Erkenntnissen führen würden, er fragte also indirekt, ob wir nicht schon sehr viel wissen, und daher mehr andere Formen der Analyse von Innovationssystemen brauchen.
Wie schon gesagt war die Zeit dieser Session für drei so spannende und inhaltsschwere Vorträge deutlich zu knapp bemessen. Ich hätte mir eine Diskussion darüber gewünscht, was man aus diesen Analysen des österreichischen Innovationssystems für Deutschland lernen kann. Auf jeden Fall haben mich die genannten Beiträge angeregt, noch einmal über die Übertragbarkeit auf Deutschland nachzudenken. In vielen Aspekten habe ich das Bauchgefühl, dass einiges sehr ähnlich läuft. In anderen Punkten bin ich mir nicht so sicher. Am Ende ist Deutschland doch ein deutlich größeres Land mit abweichenden Strukturen, zum Beispiel seiner heterogenen Projektträger-Landschaft.

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