„Evaluation und Nachhaltigkeit“
22. Jahrestagung der DeGEval – Gesellschaft für Evaluation
e.V.
vom 11. bis 13.
September 2019 an der Universität in Bonn
Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der aus politischen
Diskursen, Positionspapieren oder Projektanträgen kaum mehr wegzudenken
ist. Ursprünglich aus dem Umweltbereich stammend, wo er sich auf eine
Ressourcennutzung bezieht, die Rücksicht auf die Regenerationsfähigkeit
eines Systems nimmt, wird er heute viel breiter verwendet. Nachhaltigkeit
dient auch alltagssprachlich oft als Synonym für die Dauerhaftigkeit von
Wirkungen und Veränderungen. Die aktuelle Debatte um Nachhaltigkeit bezieht
sich zudem auf das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen zwischen
ökologischer, ökonomischer und sozialer Entwicklung. Da für die Beurteilung
von Maßnahmen deren Wirksamkeit ein wichtiges Bewertungskriterium ist,
stellt Nachhaltigkeit für die Evaluation eine besondere Herausforderung
dar.
Denn nachhaltige Wirkungen sind definitionsgemäß erst mit zeitlichen
Verzögerungen nach Maßnahmenbeendigung zu beobachten, zu einem Zeitpunkt
also, zu dem viele Evaluationen bereits abgeschlossen sind. Erschwerend
kommt hinzu, dass der oft gewünschte Nachweis kausaler Zusammenhänge, der
schon für kurzfristige Effekte herausfordernd ist, umso schwieriger wird,
je längerfristig nachhaltige Veränderungen nachgewiesen und je stärker auch
multidimensionale Wechselwirkungen erfasst werden sollen.
Neben dem Umweltbereich hat Nachhaltigkeit auch im Bereich der
Entwicklungszusammenarbeit eine lange Tradition als Bewertungskriterium.
Dort wurde sie durch die OECD Anfang der 1990er Jahre zu einem
einschlägigen Bewertungskriterium für sämtliche Evaluierungen erhoben. In
Deutschland kommt dies seit Beginn der 2000er Jahre flächendeckend zur
Anwendung. Das Verständnis und der Umgang mit Nachhaltigkeit wird im Zuge
der globalen Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung noch bedeutsamer.
Erstens weil die Agenda 2030 die Evaluationsfunktion als genuinen
Bestandteil nachhaltiger Entwicklung begreift und zudem, weil die Agenda
einen universellen, politikfeldübergreifenden Anspruch erhebt.
Vor diesem Hintergrund ist Nachhaltigkeit und ihre Rolle für und in
Evaluationen das zentrale Thema der 22. Jahrestagung der Gesellschaft für
Evaluation. Eingeladen sind insbesondere Beiträge zu den folgenden
Aspekten:
- Nachhaltigkeit in unterschiedlichen
Evaluationsfeldern
- Wie wird Nachhaltigkeit in
unterschiedlichen Politik- und Anwendungsfeldern der Evaluation
definiert bzw. interpretiert und welche Rolle spielt sie jeweils als
Bewertungskriterium? Gibt es ein übergreifendes Verständnis?
- Welche übertragbaren
Erfahrungen mit Nachhaltigkeit gibt es im Bereich der
Entwicklungszusammenarbeit im Kontext der DAC-Kriterien?
- Welche Erfahrungen liegen
aus dem Umweltbereich vor, von wo der Begriff der Nachhaltigkeit
ursprünglich stammt, und welche Implikationen ergeben sich aus dem
breiteren Begriffsverständnis, das heute üblich ist?
- Zunehmend verfolgen auch
privatwirtschaftliche Akteure in ihren Strategien ambitionierte
Beiträge mit Blick auf nachhaltige Entwicklung. Welche Monitoring-
und Evaluationsinstrumente werden hierbei genutzt, um Effektivität
und Nachhaltigkeit von privatwirtschaftlichen Maßnahmen zu messen?
- Untersuchung von Nachhaltigkeit
- Wie kann die
Nachhaltigkeit in Evaluationen methodisch angemessen untersucht
werden? Inwiefern und unter welchen Bedingungen ist hier der Anspruch
eines Nachweises kausaler Zusammenhänge erfüllbar insbesondere mit
Blick auf die Mehrdimensionalität und Wechselwirkungen von
Nachhaltigkeit?
- Gibt es verlässliche
Proxy-Variablen, die noch während oder mit Ende der Laufzeit von
Maßnahmen als Indikatoren für die spätere Nachhaltigkeit dienen
können?
- Welches Potenzial haben
ex-ante Evaluationen, um die voraussichtliche Nachhaltigkeit von
geplanten Vorhaben prognostizierend abzuschätzen?
- Welche Rolle können die
Sustainable Development Goals (SDG) und der Indikatorenkatalog der UN
für die Evaluation von Nachhaltigkeit einnehmen?
- Welche Möglichkeiten
bieten Querschnittsauswertungen zum Thema Nachhaltigkeit und auf
welche Weise ermöglichen Auswertungen über Einzelfallstudien hinaus
systematisches Lernen im Sinne der gemeinsamen Verantwortung?
- Nachhaltigkeit und Programmevaluation
- Braucht es ganz andere
Formen und Konstellationen als die klassische, meist begleitend
angelegte Programmevaluation, um Nachhaltigkeit angemessen in den
Blick nehmen zu können?
- Inwiefern sind Ex-post
Evaluationen angemessen, um den Herausforderungen bei der Evaluation
von Nachhaltigkeit zu begegnen?
- Welche Rolle spielen
Konzepte wie Implementation, Diffusion oder Transfer bei der
Förderung von Nachhaltigkeit und wie sind diese angemessen in
Evaluationen zu adressieren?
- Wie erfolgt eine
angemessene Abgrenzung von Outcome- Impact- und
Nachhaltigkeitsmessung in Evaluationen?
- Beiträge der Evaluation zur Nachhaltigkeit
- Was kann Evaluation zur
Nachhaltigkeit von Wirkungen der evaluierten Maßnahmen beitragen?
- Welche inhaltsspezifischen
Kenntnisse brauchen Evaluierende, um gute Empfehlungen und Prognosen
zur Nachhaltigkeit von Maßnahmen geben zu können?
- Unter welchen Bedingungen
können Evaluationen selbst nachhaltig wirken?
Wir laden Sie herzlich ein, an der Diskussion in Bonn
teilzunehmen und Ihre Arbeit auf der Jahrestagung vorzustellen. Eingeladen
sind Beiträge, die sich mit den oben genannten Fragen wissenschaftlich,
reflexiv oder praktisch auseinandersetzen. Besonders erwünscht sind Beiträge
mit einer fach- und politikfeldübergreifenden Perspektive. Andere Beiträge
mit Evaluationsbezug sind willkommen, wenn sie zumindest in der Diskussion
das Tagungsthema aufgreifen.
Die Beitragseinreichung wird ab dem 02. November 2018 über die Konferenzseite
der DeGEval (https://www.conftool.com/degeval2019)
möglich sein. Die Tagung bietet folgende Beitragsmöglichkeiten:
- Blitzvortrag: In einem Blitzvortrag
wird ein noch laufendes oder bereits abgeschlossenes Forschungs- oder
Praxis-Projekt mit seinen innovativen Aspekten oder neuartigen
Fragestellungen auf möglichst allgemein verständliche Weise
dargestellt. Eine Blitzvortragssession besteht aus zehn fünfminütigen
Blitzvorträgen, an die sich je drei Minuten Fragen anschließen.
- Einzelvortrag: In Einzelvorträgen wird
das Thema Evaluation entweder praktisch, reflexiv oder
wissenschaftlich betrachtet: a. Evaluationen als Projekte mit praktischen
Herausforderungen (Planung, Steuerung, Durchführung etc.), b.
Evaluationen als Grundlage zur Reflektion und zum Generieren von
(Meta-)Wissen über Evaluation (methodische, theoretische,
methodologische Aspekte) oder c. Empirische Forschungsergebnisse über
Evaluation (Evaluation als Forschungsgegenstand). Für den Vortrag
stehen 20 Minuten und 10 Minuten Diskussionszeit zur Verfügung.
Einzelvorträge werden zu thematischen Sessions zusammengestellt (max.
3 Vorträge pro Session).
- Komplette Session: Komplette Sessions (90
Minuten) können als Vortragssession, als Podiumsdiskussion, Workshop
oder in anderer Form konzipiert sein. Abstracts umfassen die
Beschreibung der geplanten Session sowie aller beteiligter
Beiträge und Personen (Sessions mit „NN“-Beteiligung werden in der
Regel nicht akzeptiert). Bei einer Vortragssession sind kurze
Inhaltsangaben der einzelnen Vorträge mit einzureichen sowie der/die
ModeratorIn und ggf. DiskutantIn(nen) zu benennen. Bitte reichen Sie
diese dann gesammelt als einzelne Einreichung ein. Komplette Sessions
können in deutscher und englischer Sprache stattfinden. Da
politikfeldspezifische Sessions in der Regel bereits von den
jeweiligen Arbeitskreisen der DeGEval gestaltet werden, zu denen teils
eigene Calls erfolgen, werden Session bevorzugt, die eine klar
politikfeldübergreifende Perspektive aufweisen.
- Poster: Poster präsentieren
entweder innovative Evaluationsvorhaben oder Forschungsarbeiten zu
Fragestellungen, welche empirisch, konzeptionell, theoretisch oder
methodisch behandelt werden. Es wird eine Posterführung bzw. eine
moderierte Postersession stattfinden.
Bitte reichen Sie Ihr Abstract mit max. 2.500 Zeichen
inklusive Leerzeichen (für komplette Sessions mit max. 5000 Zeichen) bis
zum 10. März 2019 über unsere Konferenzhomepage (https://www.conftool.com/degeval2019) ein
und beachten Sie bitte die dort angeführten Hinweise zur Einreichung. Alle
Beiträge werden in einem anonymen Review-Verfahren begutachtet. Folgende
Kriterien werden beim Entscheid über Einreichungen u.a. herangezogen:
Inhaltliche und methodische Qualität, Nachvollziehbarkeit des Abstracts
(Problemstellung, Vorgehen, Hauptargumente, Evaluationsfokus,
fachspezifische Aktualität), Innovationsgehalt, politikfeldübergreifende
Perspektive und Bezug zum Tagungsthema. Sie werden bis zum 31. Mai 2019
über die Beitragsannahme informiert. Nähere Informationen zur Tagung finden
Sie unter www.degeval.de/veranstaltungen/jahrestagungen/bonn-2019.
Kontakt:
DeGEval – Gesellschaft für
Evaluation e.V.
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
c/o Zentrum für Qualitätssicherung
und -entwicklung (ZQ)
Colonel-Kleinmann-Weg 2, SBII, 03-246
D-55099 Mainz
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